Daten angeln für die Wissenschaft
Die Teams zum Ocean Race oder der Vendée Globe haben es vorgemacht: Segler auf den Ozeanen können der Wissenschaft bei der Forschung helfen. Mit dem Nehmen von Wasserproben sowie der Auswertung in einem Minilabor an Bord sowie dem Aussetzen von Forschungsbojen in entfernten Gebieten der Weltmeere helfen die Crews und Solosegler bei der Datensammlung.
Forschungsinstitute wie das Goemar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel oder das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung nutzen diese Möglichkeit, um ihre Forschung auszuweiten.
Eine Initiative, die das Geomar und der Trans-Ocean e.V. nun noch ausgeweitet haben: Interessierte Crews können im Pilotprojekt Citizen Science – Sailing for Oxygen helfen, die Meere besser zu verstehen und Antworten auf zwei zentrale Fragen der Meeresforschung zu finden:
- Wie viel Sauerstoff enthält die Ostsee in verschiedenen Wassertiefen?
- Wie verändern sich die Konzentrationen dieses lebenswichtigen Gases im Laufe eines Sommers?
Um möglichst viele und genaue Messwerte zu erhalten, sind daher alle Crews im Messgebiet der Ostsee zwischen Warnemünde und Flensburg bis in die Dänische Südsee eingeladen, sich an der Forschung zu beteiligen. Es geht darum, den Sauerstoff- und Salzgehalt sowie Temperatur in der Ostsee zu ermitteln.
So geht das Datenangeln für die Wissenschaft
- Registrieren
- Sonde im Starthafen oder von anderer Crew übernehmen
- Messen, messen, messen, …
- Sonde in einem Stützpunkthafen oder an eine andere Crew abgeben
Die teilnehmenden Crews leihen in ausgewählten Häfen eine Sonde aus, die Sauerstoff, Salzgehalt, Temperatur und Tiefe in einer Messung erfasst. Bei aufgestoppter Fahrt oder beiliegend wird die Sonde, an einer im Set enthaltenen Leine, bis zum Grund ins Wasser gelassen und kurz darauf wieder aufgeholt. Auf dem Weg nach unten misst sie kontinuierlich die Daten und erstellt ein Profil. Jede Messung dauert nur wenige Minuten.
Wieder an Bord geholt werden die gemessenen Daten dann per Bluetooth ausgelesen und zusammen mit dem Standort über ein im Set enthaltenes Mobiltelefon zum Geomar übertragen. Dort angekommen sind sie wenige Augenblicke später im Daten-Portal Beluga online sichtbar.
Nach einer Qualitätskontrolle durch die Wissenschaftler stehen die Tiefenprofile kurz darauf Forschenden weltweit zur Verfügung. Auch Mitarbeitende des Geomar werden sie nutzen, um Zufuhr und Verlust von Sauerstoff besser abzuschätzen und Risiken für Fische und andere Lebewesen früher erkennen zu können. Wichtige Informationen, die beispielsweise für das Fischereimanagement in der Ostsee sehr wichtig sind.
Am Ende der Forschungsfahrt mit der eigenen Yacht wird die Sonde für weitere Fahrten mit anderen Crews in einem der teilnehmenden Häfen oder an eine andere registrierte Crew innerhalb des Messgebiets abgegeben. Auf app.sail4oxygen.org können Standorte verfügbarer Sonden live eingesehen werden. Hier kann man sich registrieren.