Toller Segelsport wurde vor der Travepromenade dem Publikum geliefert. Foto: Christian Beeck/TW

Highnoon auf der Trave: Kiel gewinnt gegen Lübeck

Mittwoch, 12 Uhr, zur Travemünder Woche: Es ist traditionell der Tag für den Showdown der Politiker. Seit 2004 fordert Lübecks Bürgermeister beim Volksbank Rotspon Cup einen Politikkollegen heraus. In diesem Jahr kam es zum prestigeträchtigen Städteduell zwischen den Verwaltungschefs von Lübeck und Kiel.

Dr. Ulf Kämpfer, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Kiel, trat zum zweiten Mal nach seinem Debüt im Jahr 2014 beim Match Race auf der Trave an, stellte sich auf dem historischen Zwölfer „Trivia“ der Auseinandersetzung mit Lübecks Bürgermeister Jan Lindenau, der gemeinsam mit Stadtpräsident Henning Schumann und seiner Crew die „Sphinx“ ins Rennen schickte. Und es wurde ein Rennen auf des Messers Schneide, das erst auf den letzten Metern zugunsten der Kieler Yacht entschieden wurde.

Für Kämpfer schloss sich mit dem Cup 2025 perfekt der Kreis. Erstmals trat er bei dem Rennen zu Beginn seiner Amtszeit als Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Kiel an und musste sich geschlagen geben. Elf Jahre später konnte er seine Bilanz nun ausgleichen.

Das Rennen auf dem Wasser entwickelte sich zu einem harten Fight mit allen Raffinessen und Schikanen. Zum Start konnten beide Teams nicht an sich halten oder interpretierten die Vorab-Informationen unterschiedlich. Das Resultat: Sowohl Ulf Kämpfer mit einem deutlichen Frühstart auf der „Trivia“ als auch Jan Lindenau mit wenigen Metern auf der „Sphinx“ waren zu früh über die Linie und provozierten so einen Rennabbruch der ersten Wettfahrt.

Als die Pferde gezügelt waren, ging es mit einem Neustart und einem zunächst klaren Renn-Sieg für Jan Lindenau weiter. Schon am Start hatte die nachtblaue „Sphinx“ den Bug vorn, baute den Vorsprung kontinuierlich aus und ließ sich auf der gesamten Strecke nicht mehr aus der Führungsrolle drängen. Die Zuschauer vermuteten schon einen klaren Lübecker Erfolg im weiteren Verlauf des Städteduell, wurden aber eines Besseren belehrt.

In der zweiten Wettfahrt stimmte das Timing am Start bei der Lindenau-Crew im nachlassenden Wind überhaupt nicht. Mit deutlicher Verspätung musste sie die Verfolgung des enteilten Ulf Kämpfer aufnehmen, konnte aber nicht mehr aufschließen und kassierte das 1:1.

So musste ein drittes Rennen die Entscheidung bringen. Und es wurde zu einem Showdown, der nichts an Spannung vermissen ließ. Am Start unterwendete die „Trivia“ die Konkurrenz, verschaffte sich so einen knappen Vorteil und kam in Führung an der ersten Bahnmarke an. Doch die Jury spielte noch eine Extra-Karte aus, verpasste Kämpfer einen Penalty wegen des Startmanövers. Der geforderte Kringel ließ die „Sphinx“ wieder aufschließen. Doch mit einem Überholmanöver klappte es nicht.

Damit wahrte die „Trivia“ einen kleinen Vorsprung zum Beginn der zweiten Runde des dritten Rennens, fand den besseren Wind und schien schon wieder uneinholbar davon zu eilen. Aber noch war die Entscheidung nicht gefallen. Auf dem Vorwindkurs holte Jan Lindenau alles aus der Yacht heraus, kam Meter um Meter näher, zog sogar in Lee an der Konkurrentin vorbei.

Allerdings erwies sich die Wahl der rechten Überholseite als folgenschwerer Fehler. Denn an der Bahnmarke lag die „Sphinx“ auf der Außenbahn, musste der „Trivia“ mit Ulf Kämpfer wieder den Vortritt lassen. Im Wendeduell bis zum Ziel blieb es zwar eng, aber Bug an Bug und mit nur wenigen Metern Vorsprung war es Ulf Kämpfer, der glücklich feiern durfte.

Enge Duelle lieferten sich die beiden Yachten auf der Trave im Verlaufe des Volksbank Rotspon Cups. Foto: Christian Beeck/TW

Jan Lindenau musste die enge Startsituation des letzten Rennens erst einmal sacken lassen, bevor er sagte: „Es kam einiges zusammen: besonderes Wetter, wechselnder Wind und einigige spezielle Aktionen der Kieler am Start. Am Ende aber war es ein sehr knappes Rennen. Das zeigt, dass wir auf Augenhöhe unterwegs waren. Und Ulf soll ja zum Ende seiner Amtszeit auch noch mal einen Erfolg haben. Aber ich bin mir sicher, wir werden uns in anderer Konstellation wiedersehen.“

Der siegreiche Kieler Oberbürgermeister strahlte: „Es ist ja eine Regatta, die Spaß machen soll, aber man hat gesehen, dass beide Teams gewinnen wollten. Am Ende war es sehr knapp. Ich musste mich mit dem Boot erst einmal zurechtfinden. Es war natürlich auch ein bisschen Glück mit einem Foto-Finish. Wir sind natürlich stolz, dass wir es geschafft hat. Vor allem, weil ich nach 2014 noch eine Rechnung mit dem Cup offen hatte.“

Zur Siegerehrung mit den Crews und den Volksbank-Vorständen freute sich Ulf Kämpfer über die imperiale Magnum-Flasche Lübecker Rotspon als Siegprämie. Foto: Christian Beeck/TW

Die Volksbank-Lübeck-Vorstände Christian Mehrens und Bernhard Rogge, die getrennt auf den beiden Zwölfern mitsegelten, übergaben die imperiale Magnum-Flasche Lübecker Rotspon aus dem Hause von Melle zur Preisverteilung als Trophäe an Sieger Kämpfer sowie eine kleinere Flasche an den unterlegenen Lindenau. Auch die Crews durften sich über den edlen Tropfen freuen. Wilfried Beeck, Eigner der „Trivia“, und Anna Frank, Tochter des Eigners der „Sphinx“, wurden mit Rotspon für ihren Einsatz, der den inzwischen 20. Rotspon Cup der Neuzeit zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht hatte, belohnt.