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Das Beidenflether Ehepaar Thiessen erhielt den Publikumspreis aus den Händen von Mona Küppers und Claus Funk. Foto. DSV / Finn-Ole Kleinfeldt

Fahrtenwettbewerb: Publikumspreis an Beidenflether Ehepaar

An einem Abend mit vielen Geschichten und Überraschungsgast Jimmy Cornell im Museumshafen Oevelgönne an der Elbe in Hamburg hat der Deutsche Segler-Verband elf Preise für spannende Segeltörns vergeben. 60 Crews hatten ihre Reisen im Rahmen des DSV-Fahrtenwettbewerbs eingereicht. Ausgezeichnet wurden die Törns nach verschiedenen Kriterien. Den erstmals ausgelobten Publikumspreis erhielt das Ehepaar Thiessen aus Beidenfleth für seine Nordsee-Atlantikreise.

Commodore-Preis und Gold in der Kategorie See: Jan-Erik Kruse mit der „Seamonster“

2023 erfüllt sich Jan-Erik Kruse seinen Traum von der Teilnahme am traditionsreichen Azores and Back Race . Mit der Familienyacht „Seamonster“, einer Najad 361, startet er in Falmouth solo Richtung Azoren und zurück ins legendäre AZAB, eine der ältesten britischen Hochseeregatten, die nur für Einhand- und Zweihand-Crews zugelassen ist. Für diese Leistung wurde Kruse aus dem Cospudener Yacht Club Markkleeberg mit dem Commodore-Preis und Gold in der Kategorie See ausgezeichnet.

Kategorie See – Silber: Thomas Wehner mit der „On the Rocks“

Thomas Wehner vom Hannoverschen Yacht-Club erfüllte sich 2023 einen langgehegten Traum: Von Marina Minde aus führte ihn der Weg über Kopenhagen, die Nordsee und die Hebriden bis nach Makaronesien. Zehn Crews teilten sich das Abenteuer, perfekt organisiert mit Flügen und Wechselplänen.

Kategorie See – Bronze: Susanna Huhtanen mit der „Lille Ø“

Anfang April 2024 starteten Skipperin Susanna Huhtanen und Mitsegler Bergie in Stettin mit ihrer Amigo 40 „Lille Ø“. Über Kopenhagen und Stavanger segelten sie zu den Shetlandinseln, weiter auf die Hebriden und schließlich über Madeira zu den Kanaren – nach Las Palmas, wo die Reise endete.

Bei seinem Vortrag begeisterte das Ehepaar Thiessen die Anwesenden und erhielt den Publikumspreis. Foto DSV/Finn-Ole Kleinfeldt

Publikumspreis: Matthias Thiessen mit der „Yggdrasil“

Erstmals durfte das Publikum mitentscheiden: Fünf Crews präsentierten ihre Reisen in Kurzvorträgen. Das Publikumsvotum gewann das Ehepaar Thiessen vom Beidenflether Segler-Verein. Ihr Boot „Yggdrasil“ – ein Eigenbau aus Holz und GFK nach einem Entwurf von Judel/Vrolijk – führte sie 2024 von der Nordsee durch den Englischen Kanal in die Bretagne bis nach Vannes. Trotz gesundheitlicher Herausforderungen beeindruckte das Paar mit seinem Mut, seiner Leidenschaft und seiner Liebe zum Meer.

Gudrun-Calligaro-Preis: Marga Keyl mit der „Gitana“

Marga Keyl von der Vereinigung Hamburgischer Yacht-Segler ist die Gewinnerin des Preises für Skipperinnen. 2020 kaufte sie die „Gitana“ eine Contest 36S in Spanien, überführte sie größtenteils solo nach Hamburg, refittete sie dort vollständig und rüstete sie für die Langfahrt aus. 2022 folgte die erste große Solo-Ostseerunde, anschließend der Törn von Hamburg zu den Kanaren. Aktuell liegt die „Gitana“ auf Grenada in der Karibik. „Ich möchte anderen Frauen Mut machen, ihren Segeltraum zu verwirklichen – lieber allein als gar nicht“, sagt Marga Keyl.

Familienpreis: Sarah Ruiz García und Sebastian Johnke mit der „Lunatix“

Sarah Ruiz García und Sebastian Johnke von der Seglervereinigung Havel verbrachten ihre Elternzeit komplett an Bord ihrer X-332 „Lunatix“ – gemeinsam mit ihren Kindern Martha und Hugo. Die Berliner segelten von ihrem Heimatrevier über Stettin und Bornholm in die schwedischen Ostschären – insgesamt 999 Seemeilen. Belohnt wurde die Familie mit unvergesslichen Momenten: Wandern, Klettern, Baden und Ankern in der Einsamkeit der Schären.

Starter-Preis: Judith Tolomello mit der „Passion“

Judith „Jules“ Tolomello vom Segelverein vom Speichersee Emsland erhielt den erstmals vergebenen Starter-Preis. Die Hotelmanagerin aus Schüttorf ist eine seglerische Senkrechtstarterin: 2022 kaufte sie sich eine Dehler 31, ohne jemals zuvor gesegelt zu sein. Mit viel Lernbereitschaft, Mentorenhilfe und großem Engagement eignete sie sich in kurzer Zeit alle nötigen Kenntnisse an. 2024 nahm sie sich neun Wochen Segelauszeit und segelte von Friesland über die Nordsee, den NOK bis in die Ostsee und zurück – rund 1.000 Seemeilen, größtenteils allein. Ihr Fazit: „Dieser Törn hat mich nicht nur als Seglerin, sondern auch als Mensch wachsen lassen.“

Kategorie Küste – Gold: Marina Heine mit der „Lille Vind“

Marina Heine von der Seglervereinigung Havel segelte ihr Internationales Folkeboot „Lille Vind“ von Berlin ins schwedische Lysekil und zurück nach Barth. Anlass war eine Einladung zur Schwedischen Meisterschaft der IF-Klasse. Mit wechselnden Crewmitgliedern meisterte sie die Reise trotz widriger Wetterbedingungen.

Kategorie See – Silber: Guido Marx mit der „Playmobil“

Guido Marx vom Seglerclub Laacher See Mayen segelte 2024 über Polen, Litauen, Lettland, Estland und Finnland bis zu den Åland-Inseln. Um Kaliningrad zu umgehen, schloss er sich drei weiteren Yachten an und segelte mit ihnen etwas weiter westwärts im Konvoi. Auf der Rückreise führte die Route entlang der schwedischen Schärenküste und durch die Dänische Südsee.

Kategorie See – Bronze: Olaf Quast mit der „Australia“

Mit seiner Zweier-Crew segelte Olaf Quast vom Segler-Verein Paderborn seine Dehlya 25 von Nieuwpoort über den Ärmelkanal nach London. Der anspruchsvolle Törn forderte präzise Gezeitennavigation und Durchhaltevermögen – belohnt durch den unvergesslichen Moment, auf eigenem Kiel die Tower Bridge zu erreichen.

DSV-Präsidentin Mona Küppers gratulierte gemeinsam mit dem Vizepräsidenten für Fahrten- und Freizeitsegeln Claus Funk den Preisträgerinnen und Preisträgern. Sie sagte: „Der Fahrtenwettbewerb zeigt jedes Jahr aufs Neue, wie vielfältig und inspirierend Segeln sein kann – fernab ausgetretener Pfade, mit besonderen Zielen, individuellen Zielsetzungen oder besonderen Crewkonstellationen, die Rücksicht und Zusammenhalt erfordern. Diese Reisen inspirieren und machen Lust, das gerade eingewinterte Schiff am liebsten sofort wieder ins Wasser zu bringen.“

Ehrengast Jimmy Cornell wurde begeistert von Rainer Tatenhorst, Leiter unserer Abteilung Fahrten- und Freizeitsegeln, empfangen. Foto: DSV / Finn-Ole Kleinfeldt

Blauwasser-Legende Jimmy Cornell war Ehrengast des Abends. Der 85-Jährige blickt auf ein außergewöhnliches Seglerleben zurück: drei Weltumsegelungen, über 200.000 Seemeilen, die Durchquerung der Nordwestpassage und die Gründung der Atlantic Rally for Cruisers (ARC). In Hamburg erzählte er aus seinem bewegten Leben – vom Aufwachsen im deutschsprachigen Teil Rumäniens bis zu den entlegensten Winkeln der Welt. Seine Botschaft: Mit Mut und Leidenschaft ist vieles möglich, was zunächst unerreichbar scheint.

Cornell schloss seinen Vortrag mit den Worten: „Ich bin nichts Besonderes. Ich bin wie ihr!“ DSV-Präsidentin Mona Küppers überreichte ihm als Dank das Buch „Freiheit“ von Angela Merkel, das er sich gewünscht hatte. Denn, so Cornell: „Freiheit ist im Leben das höchste Gut.“

Quelle: DSV