Carolina Werner und Paul Farien haben die sportliche Führung der Women und der Youth in den Händen. Foto: AC Team Germany

Deutsche AC-Ambitionen mit Power aus Schleswig-Holstein

Deutschland will zurück auf der Weltbühne des Segelsports: Beim Youth und Women’s America‘s Cup vor Barcelona im September/Oktober 2024 wird je ein deutsches Team auf einer foilenden AC 40 Yacht am Start sein. Hinter der Kampagne des AC-Team Germany stecken große Namen des deutschen Segelsports und zwei große Vereine: der Kieler Yacht-Club und der NRV Hamburg.

Am 18. November präsentierte sich die Initiative, die geführt wird von den Kielern Paul Farien (Youth) und Carolina Werner (Women’s) sowie maßgeblich unterstützt wird von Marc Pickel, der Öffentlichkeit. Vor 120 Vertretern aus Sport, Politik und Wirtschaft wurde der Startschuss gegeben für die Idee, Deutschland nicht nur beim Nachwuchs- und Frauen-AC an den Start zu bringen, sondern damit auch die Basis zu legen für eine künftige Teilnahme am großen America’s Cup.

Float und Yacht berichten über das Event.

Vor großem Publikum wurde am 18. November die Initiative um eine deutsche Teilnahme am Youth und Women’s AC vorgestellt.

Hinter dem Projekt haben sich inzwischen schon weitere große Namen des deutschen Segelsports versammelt. Neben Marc Pickel, der es mit der Anschaffung eines Segel-Simulators der AC40-Klasse überhaupt erst möglich gemacht hat, dass die ambitionierten deutschen Segel-Asse für das Event in einem Jahr trainieren können, sind als Mentor Jochen Schümann und im Management Oliver Schwall dabei. Die Führungsregie komplettiert Ole Sartori als Geschäftsführer der Foiling Academy, die frisch gegründet wurde, um weitere Talente an den Hochgeschwindigkeits-Circuit heranzuführen.

Im Vorfeld des 37. America’s Cup finden der Youth America’s Cup und erstmals der Women’s America‘s Cup statt. Beide Regatten werden auf einheitlichen, 40-Fuß großen Rennyachten, den AC40, ausgetragen, deren Segeleigenschaften und Bootshandling mit den großen Cup-Yachten vergleichbar sind. Die Events finden auf dem künftigen Cup-Revier vor Barcelona statt. Die AC40 ist zudem die Klasse, die von den Cup-Teams auch im Rahmen der Vorregatten eingesetzt werden.

„Mit dem Youth und Women’s Americas Cup gelingt es, die Begeisterung für diese älteste Trophäe im Segelsport weiter zu transportierten und mehr Sportlern zugänglich zu machen“, sagt Oliver Schwall. „Die neue Generation unser Top-Segler will sich auf foilenden Yachten im internationalen Vergleich mit den besten Teams messen. Dafür sind die beiden Einsteiger-America’s Cup Formate für Frauen und den Nachwuchs die ideale Bühne.“

Unterstützer, Förderer und Mentor des deutschen AC-Teams ist Ausnahmesegler Jochen Schümann, mit drei olympischen Goldmedaillen, neun Medaillen bei Weltmeisterschaften und zwei America’s Cup Siegen einer der erfolgreichsten deutschen Segler. Von seinen Erfahrungen profitieren nun das deutsche Youth und Women’s America‘s Cup Team. „Mein Ziel ist es, dass die deutsche Youth und Women’s AC Teilnahme 2024 kein einmaliges Erlebnis bleibt“, sagt Jochen Schümann. „Für solch große Herausforderungen braucht es langfristige und nachhaltige Anstrengungen und Investitionen, um nicht nur Teilnehmer zu sein, sondern ein echter Wettbewerber mit Chancen auf den Sieg.“

Zum Women’s und Youth America’s Cup kommen die AC40 zum Einsatz. Foto: America’s Cup

Einer der Hauptakteure des deutschen AC-Teams ist Paul Farien, der vor allem in der foilenden Waszp-Klasse einer der deutschen Entrepreneure war. „Die intensive Zeit in den foilenden Jollenklassen war eine hervorragende Vorbereitung auf den AC 40 und den Umgang mit hohen Geschwindigkeiten. Die physischen Anforderungen und die Renndynamik sind vergleichbar“, sagt Farien, der die Leitung des Youth Team übernommen hat.

Zur Youth AC-Crew gehören neben Paul Farien u. a. Alica Stuhlemmer, die 2021 zusammen mit Paul Kohlhoff bei den Olympischen Spielen im foilenden Nacra 17 die Bronzemedaille errang, und Julian Hoffmann und Hannah Anderssohn, ILCA-Segler des German Sailing Team.

Zum deutschen Women’s AC-Team unter Führung von Carolina Werner gehören mit Tina Lutz, zusammen mit Sanni Beucke Silbermedaillengewinnerin im 49erFX bei den Olympischen Spielen 2021, und Luise Wanser, Weltmeisterin im 470er von 2022, deutsche Seglerinnen auf Weltklasseniveau. „Ich habe erfolgreiche Mädels aus dem deutschen Segelsport kontaktiert, und diese haben wiederum ihre Favoriten mit ins Boot geholt“, erklärt Carolina Werner die Teamzusammensetzung. „Bei der Auswahl habe ich auf Foil-Erfahrung Wert gelegt. Wer vor Barcelona an den Start gehen wird, hängt vor allem davon ab, wer die meiste Zeit hatte, vor dem Simulator ‚abzuhängen‘. Mit zu wenig Sim-Zeit wird das Handling des Bootes nur schwer umsetzbar sein.“

Erst für die Vortrainings vor Barcelona werden die Segler Gelegenheit haben, auf den Rennbooten zusammen zu trainieren, vorher werden die Abläufe an Bord mithilfe eines speziellen Simulators geübt. „Die Simulator-Erfahrungen sind sehr eindringlich und realistisch. Das Segeln auf dem AC40 fühlt sich an wie ein Go-Kart auf Steroiden – intensiv, kraftvoll und unglaublich dynamisch“, erklärt Paul Farien. Und Carolina Werner, die 2016 zusammen mit Steuermann Paul Kohlhoff an den Olympischen Spielen vor Rio teilnahm, ergänzt: „Der Simulator trägt einen großen Teil für das Verständnis des Bootes bei. Zusätzlich planen wir Teamevents auf dem foilenden, kleinen Cupper 69F, um Race-Kommunikation und Team-Foil-Feeling zu trainieren.“

Gesegelt wird sowohl beim Youth America’s Cup als auch beim Women’s America’s Cup in Viererteams, wobei die Altersgrenze beim Youth America’s Cup bei unter 25 Jahren liegt.

Die deutschen Teams sehen sich gegenüber der internationalen Cup-Konkurrenz als selbstbewusste Newcomer, die sich mit Erfahrung im internationalen Spitzensport nicht verstecken müssen. „Dank der unschätzbaren Unterstützung von Marc Pickel und Jochen Schümann haben wir eine solide Grundlage, um weit zu kommen“, sagt Paul Farien. „Wir sind entschlossen, mit vollem Einsatz zu arbeiten, um unsere realistischen Chancen im Wettbewerb zu maximieren.“

Um langfristig den deutschen Segelnachwuchs auf den foilenden Yachten auszubilden, wird parallel eine Foiling Academy Team Germany gegründet, die in Kiel ihren Hauptsitz haben wird. Im Idealfall werden die Mitglieder des Foiling Teams auf zwei AC 40 trainieren. Derzeit laufen Gespräche mit Sponsoren, um den Kauf und die laufende Finanzierung der beiden rund 2,8 Millionen Euro teuren AC40 langfristig zu sichern. Die Geschäftsführung der Foiling Academy übernimmt Ole Sartori.

„Für die deutschen Segler und Deutschland als Segelsport-Nation sind diese beiden Events der Einstieg in die Welt des America’s Cup“, sagt Jochen Schümann. „Zusätzlich zu den am America’s Cup teilnehmenden Nationen sind nur sechs weitere Nationen eingeladen, das verdeutlicht die Exklusivität. Beim America’s Cup dabei zu sein, ist vergleichbar mit einer Teilnahme bei den Olympischen Spielen.“

Der AC40-Simulator ist bereits von Marc Pickel gekauft worden, damit die Teams für den Cup trainieren können.

Das AC-Team Germany gliedert sich in drei Bereiche: Die Leitung der beiden Crews liegt bei Carolina Werner und Paul Farien, das Training auf den Simulatoren und AC40 findet unter dem Dach der Foiling Academy e.V. statt, die von Ole Sartori als Geschäftsführer geführt wird. In beiden Teams sind die besten deutschen Segler*innen versammelt, Olympiamedaillengewinner, Olympia-Teilnehmer, Welt- und Europameister. Die sportliche Leitung liegt bei Marc Pickel. Ole Sartori und Oliver Schwall sind für Organisation und Management des AC-Team Germany verantwortlich und sorgen für den Aufbau einer langfristigen, nachhaltigen Perspektive der Kampagne. Ein Steering-Komitee, in dem u. a. Jochen Schümann vertreten sein wird, übernimmt die Funktion des Aufsichtsrates. Partner und Unterstützer der Kampagne sind Erik Heil, Boris Herrmann, Robert Stanjek und ILCA-Ass Philipp Buhl.