Die "X-Day" von Walter Watermann gehört zu den schnellen Gleitern, die sich zur Maior messen wollen. Foto: Christian Beeck

Mit der MaiOR-Regatta zurück in den Seesegel-Rhythmus

Nach dem Höhepunkt der Weltmeisterschaft im eigenen Land im vergangenen August geht es für die Seesegler nun zurück auf die Kieler Bahn. Um den Fokus für die neue Saison wieder zu finden und die Crews auf die anstehende Segelzeit einzustimmen, wird zum Start vor Kiel ein kompaktes Programm geboten. Mit dem professionellen Training Go4Speed des Deutschen Segler-Verband am 1. und 2. Mai wird die Saison eröffnet, gleich im Anschluss startet die MaiOR-Regatta (3. bis 5. Mai) des Kieler Yacht-Club. Während sich einige deutsche Crews nach den ORC Worlds 2023 vor Kiel noch etwas schwer tun, wieder in den Rhythmus zu kommen, gibt es aus Dänemark einige Rückkehrer nach Kiel.

Aus dem zunächst zögerlichen Eingang von Meldungen hat der Regatta-Ausschuss des Kieler Yacht-Club Konsequenzen gezogen: Die MaiOR-Regatta konzentriert sich nun komplett auf die ORC-Seesegler, die Wettfahrten für die J/24 und J/70 wurden abgesagt. „Es wird eine Regatta mit reinem Offshore-Segeln – so wie es ehemals war. Die MaiOR kehrt also zurück zu ihren Wurzeln“, sagt Race Officer Eckart Reinke, der sich freut, die Regatta in Kombination mit dem Go4Speed-Training zu organisieren: „Das ist ein Super-Angebot für die Seesegler – erst das Training mit den professionellen Coaches, um Boot und Crew auf die Saison einzustellen. Und dann das direkte Übergleiten in die erste Regatta.“

Wie das Regatta-Programm zur Maior konkret aussehen soll, wird noch mit der Regatta Vereinigung Seesegeln (RVS), der Klassenvereinigung der Offshore-Segler, abgestimmt. „Wir können Up-and-Down-Wettfahrten sowie Coastal-Races anbieten. Wir warten nun noch auf Rückmeldung, was die Klasse will“, so Reinke. Auch für das nötige Ambiente an Land mit gemütlichem Beisammensein an den Abenden wird gesorgt sein.

Eine Flotte von rund 25 Yachten wird zum Seesegel-Auftakt vor Kiel erwartet. Foto Christian Beeck

Gleichwohl sind die deutschen Seesegler noch nicht wieder in den WM-Flow zurückgekehrt. War vor einem dreiviertel Jahr eine breite Flotte aus Deutschland vor Kiel am Start, fehlen nun einige bekannte Namen in der Meldeliste. Dennoch dürfte es spannende Rennen vor Kiel geben.

So ist der Europameister von 2022, Jens Kuphal mit seiner „Intermezzo“, am Start. Im vergangenen Jahr verpasste der Berliner als Vierter nur knapp das WM-Podium der Class B. Mit der dänischen „Stony VIII“ aus Kopenhagen kommt ein starker Gegner um eine Maior-Topplatzierung nach Kiel. Die Dänen segelten bei der vergangenen WM auf Platz fünf in der Class C.

Für die weitere Saison hat Kuphal, der seine Erfolgscrew mit Robert Stanjek, Starboot-Weltmeister von 2014, und der zweimaligen Weltumseglerin Annie Lush an den Start bringt, weitere Highlights im Programm: „Die Maior-Regatta ist für uns der Saisonstart. Danach haben wir uns Gotland Runt fest vorgenommen, vielleicht die schwedische Meisterschaft. Auf jeden Fall werden wir an der Europameisterschaft auf den Åland Inseln und im Spätsommer an der Deutschen Meisterschaft teilnehmen.“

Kritisch sieht Kuphal die neue Klasseneinteilung durch das ORC. Er selbst rückt mit seiner Landmark 43 in die Klasse A auf. „Damit sind wir sehr unglücklich. Das ORC sollte die Klasseneinteilung überdenken. Ansonsten sehe ich die Klasse wie auch einige andere internationale Eigner, mit denen ich gesprochen habe, an einem Scheidepunkt.“

Zur Maior wollen sich auch einige schnelle Gleiter präsentieren. Die „X-Day“ von Walter Watermann (Kiel) und seinem Plöner Steuermann Lars Hückstädt trifft auf das Schwesterschiff, die „Al Capone 2.0“ von Steen Tofteberg aus Dänemark. Die beiden GP42 dürften sich mit der HH42 „Quinta Light“ von Anders Bogason (Dänemark) heiße Rennen um die erste Yacht im Ziel liefern. „Wir freuen uns auf diesen Vergleich mit unseren dänischen Freunden“, sagt Lars Hückstädt, der vor der Maior-Regatta aber noch einiges am eigenen Schiff zu tun hat: „Unser größtes Rennen wird es, rechtzeitig an die Startlinie zu kommen.“ Grund ist, dass die „X-Day“ einen neuen Antifouling-Anstrich bekommen soll. Bisher kam der Renner ohne aus, wurde stattdessen zwischen den Regatten in Damp aus dem Wasser gehoben. Nach der Ostsee-Sturmflut im vergangenen Herbst mit den Schäden im Damper Hafen fällt das nun weg. So ging die Yacht in den vergangenen Tagen per Tieflader auf den Weg in die Werft.

Nach dem Saisonauftakt bleibt die „X-Day“ für die Saison in der deutschen und dänischen Ostsee, bevor sie im Herbst nach Malta transportiert wird. „Wir wollen das Rolex Middle Sea Race segeln. Und für 2025 planen wir die Teilnahme an der Cowes Week und dem Rolex Fastnet Race in Südengland“, sagt Hückstädt, der zur Kieler Woche aber auch schon für die Aalregatta gemeldet hat.

Damit hat er bereits die nächste große Seesegel-Regatta vor Kiel im Fokus. Wie auch die Organisatoren der Kieler Yacht-Club, die die Maior-Regatta nutzen wollen, um noch einmal für die Kieler Woche die Werbetrommel zu rühren. „Noch haben wir Plätze frei. Wir freuen uns, wenn viele Seesegler kommen und mit uns ein neues Ziel zur Aalregatta in Eckernförde ansteuern“, sagt KYC-Regattasekretärin Kathi Hauck. Statt in den Stadthafen geht es zum Auftakt der Kieler Woche in den Hafen des SC Eckernförde, wo mit Live-Musik am Abend eine Segler-Party gefeiert werden soll.

Die neue Seesegel-Saison kann also kommen. Zur Maior-Regatta gilt es, den Rhythmus dafür aufzunehmen.