KYC-Vorsitzender Hauke Berndt begrüßte 150 Gäste im festlichen Kaisersaal. Fotos: Christian Beeck

Thema Jahrhundertsturm beherrscht das Curryessen

Natürlich war der Jahrhundertsturm an der schleswig-holsteinischen Ostseeküste, der am 20. und 21. Oktober katastrophale Schäden angerichtet hat, auch beim traditionellen Curryessen des Kieler Yacht-Clubs Mitte November das beherrschende Thema unter den 150 Gästen aus Politik, Wirtschaft und Sport.
KYC-Vorsitzender Hauke Berndt umriss in seiner Rede zunächst das große Spektrum der Themen, die in den Vorjahren im Vordergrund standen, bevor er sich dem Jahrhundertsturm und dessen Folgen widmete. Einer vorläufigen Schätzung zufolge beliefen sich die Schäden am Hafen (ohne Boote) auf etwa 3,9 Millionen Euro.

„Die westliche Ostsee und damit auch wir hier in Kiel waren quasi zwischen Hammer und Amboss – ein ausgeprägtes Tiefdruckgebiet über Großbritannien und ein Hoch über Skandinavien haben einen Sturm aus Ost heraufbeschworen, der in seiner Stärke und Richtung außergewöhnlich war. In der Folge wurde das Wasser der Ostsee an Schleswig-Holsteins Ostseeküste gedrückt und führte zu extremen Wasserständen. Zusammen mit dem Hochwasser ergaben der Sturm und die Wellen, die sich über weite Strecken freier See aufbauen konnten, eine verhängnisvolle Mischung. Allein das Hochwasser hätten die meisten Schiffe vermutlich überstanden. Die hohen Wellen sorgten aber dafür, dass sich Festmacher von den Pollern lösten, Klampen herausbrachen, Leinen durchscheuerten und die Schiffe sich losrissen“, fasste Berndt die Ereignisse zusammen, um sich dann im Namen aller Anwesenden bei denen zu bedanken, die sich in der Not daran gemacht hatten, noch Schlimmeres zu verhindern.

150 Gäste bedanken sich mit großem Applaus bei Philipp Mühlenhardt und Jan Dobberstein

„Ich beginne bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Sporthafen Kiel GmbH, die im wahrsten Sinne des Wortes bis zur letzten Minute alles versucht haben, eine noch größere Katastrophe zu verhindern. Bereits in den Tagen vor der Flut haben die Hafenmeister in allen Häfen begonnen, Boote zu sichern und Eigner zu informieren. Bis Freitagabend haben sie in Schilksee, in dem sich die größte Katastrophe abzuzeichnen drohte, alles Mögliche getan – bis dann Philipp Mühlenhardt, der Geschäftsführer der Sporthafen Kiel GmbH, das Kommando zum Abbruch geben musste, um keine Menschenleben zu gefährden. Lieber Philipp, ich freue mich, dass Du heute hier bist, und bitte Dich, unseren Dank an Deine Mannschaft zu übermitteln, im Wissen, dass auch Deine Familie ihr Schiff verloren hat“, so der KYC-Vorsitzende unter großem Applaus.

Für den unbürokratischen, schnellen Einsatz der Marinetaucher, die bei der Bergung halfen, bedankte sich Berndt bei der Marine, an diesem Abend vertreten durch den Kommandeur des Marinestützpunktkommandos Kiel, Fregattenkapitän Jan Dobberstein.

Sonderapplaus gab es für den umfangreichen, engagierten und professionellen Einsatz nach dem Jahrhundertsturm für Philipp Mühlenhardt (r.), Geschäftsführer Kieler Sporthafen GmbH, und Fregattenkapitän Jan Dobberstein, Kommandeur Marinestützpunktkommando Kiel. Foto: Christian Beeck

Der Dank des KYC-Vorsitzenden ging zudem an Forschungstaucher, professionelle Bergungsfirmen, die Mitarbeiter von Pantaenius und der KYC-Werft sowie zahlreiche ehrenamtliche Helfer, die sich an den Aufräumarbeiten beteiligt hatten.

Freuen sich auf einen schönen Abend im Kaisersaal des Kieler Yacht-Clubs: Regattachef Dirk Ramhorst, Landtagspräsidentin Kristina Herbst und KYC-Vorsitzender Hauke Berndt.

Auch Landtagspräsidentin Kristina Herbst nahm in ihrer Rede das Thema Sturm auf und sensibilisierte die Gäste im Kaisersaal für die Zukunft und den Klimawandel: „Wir werden die Wettervorhersagen ernster nehmen müssen, denn wir müssen damit rechnen, dass solche Extreme häufiger vorkommen werden.“ Aber der Sturm habe auch gezeigt, dass die Schleswig-Holsteiner in der Not zusammenstünden. Das zeigte auch die Hilfe aller vor Ort. Auch die Landesregierung habe mit einem Hilfsfonds schnell reagiert. „Ob Marine, Ehrenamt oder Sponsoren, die in der Not nachsteuerten, alle hielten zusammen“, lobte die Landtagpräsidentin.

Stadtpräsidentin Bettina Aust im Kaisersaal. Foto: Christian Beeck

Auch Kiels Stadtpräsidentin Bettina Aust dankte den Helfern. Die Politikerin war einen Tag vor dem Ocean Race Fly-By in Kiel als erste Grünen-Politikerin in das Amte gewählt worden – was sie als gutes maritimes Zeichen für sich wertete. Als Highlights des Segelsports in der Landeshauptstadt im vergangenen Jahr werte sie die Kieler Woche und das Ocean Race.

Auch im Anschluss an den offiziellen Teil des Abends war der Jahrhundertsturm beim traditionellen Curryessen an den elf Tischen zentrales Geprächsthema. Wie das Essen selbst ist auch das dazu gereichte Getränk, ein Guinness-/Sekt-Gemisch, ein Relikt aus der Kolonialzeit, das aus Indien über England nach Deutschland kam.

Aber auch sportliche Themen gab es an diesem Abend genug. Auf eine erfolgreiche ORC WM im August mit hoher internationaler Anerkennung blickten zurück Eckart Reinke, Offshore-Chef der Kieler Woche, erfahrener Wettfahrtleiter und Obmann des DSV Ausschusses Seeregatten, und Eckhard von der Mosel, Organisationsleiter ORC WM. Der Organisationschef der Kieler Woche, Dirk Ramhorst, Chefwettfahrtleiter Fabian Bach und seine Bahnchefs sowie POS-Chef Sven Christensen und Tim Häuslein mit ihrem Team hatten sich bereits im Regatta-Ausschuss direkt vor dem Curryessen auf 2024 eingestimmt und ließen nun eine sommerliche und erfolgreiche Kieler Woche 2023 Revue passieren.

Das Regattageschehen war Gesprächsthema der Wettfahrtleiter der Kieler Woche um ihren Chef Fabian Bach (6.v.l.). Foto: Christian Beeck

Thema des Abends waren auch die Pläne und zahlreichen Erfolge von KYC-Aktiven. Paul Kohlhoff, im Nacra-17 Olympia-Bronzemedaillengewinner 2021 mit Alica Stuhlemmer, hatte einen 6. Platz bei der EM in Portugal im Gepäck. Anna Barth und Emma Kohlhoff hatten den U21-Weltmeistertitel der Frauen im 49erFX gewonnen. Und auch Linov Scheel (an der Vorschot von Max Stingele) und seine Schwester Maru mit Vorschoterin Freya Feilcke peilen in den olympischen Skiffs 49er bzw 49erFX große Ziele an.

Der bevorstehende DSV Seglertag in Bremen stand im Mittelpunkt der Gespräche der DSV-Delegation um Vizepräsident Clemens Fackeldey, Generalsekretär Germar Brockmeyer und Vermesser Robert Jacobsen.

Stark war die Fraktion der befreundeten Verbände und Vereine, unter ihnen Jochen Frank (1. Vorsitzender Flensburger SC), Werner Trapp (1. Vorsitzender SC Eckernförde), Klaus Buß (Kommodore SC Eckernförde), Wolfgang Greve (SVSH-Ehrenvorsitzender), Harald Harmstorf (Ehrenvorsitzender Hamburger Segel-Verband), Oliver Kosanke (Vorsitzender des Hamburger Segel-Verbandes), Daniel Jeschonow, Andreas Christiansen, Alexander Prinz zu Schleswig-Holstein (alle NRV), Christof Rek (2. Vorsitzender VSaW Berlin), Joachim Ostertag (2. Vorsitzender Schilkseer YC), Bernd Schütze (Vorsitzender YC Strande), Michael Trapp (SKWB-Vorsitzender) und Dietrich A. Popkowitz (Kommodore YC Gode Wind).

Partnertreffen (v.l.): Kieler-Woche-Regattachef Dirk Ramhorst, Michael Degen (boot Düsseldorf) und Sven Christensen (POS-Geschäftsführer).

Vergangene und künftige Ausgaben der Kieler Woche waren Themen bei den Vertretern der Sponsoren, darunter Olga Kinder (Visa), Michael Degen (boot Düsseldorf), Peter Moll (Förde Sparkasse), Rainer Schepull (Spielbank SH), Ulf Henning (Sydbank), Matthias Naumann (Provinzial), Georg Jungen (Remondis), Björn Schwarze (Addix), Kirsten Conradi und Andreas Schultz (Stiftung Louisenlund), Philipp Dornberger (Leiter Kieler-Woche-Büro) sowie Atze Lehmann, die sich austauschten mit den erfolgreichen Hochseeseglern Wolfgang Schäfer und Harald Brüning, dem stellvertretenden KYC Vorsitzenden Martin Lutz, sowie Ingrid Thomsen, deren verstorbener Ehemann Dierk in den Annalen des DSV, des KYC und der Starbootklasse auf ewig einen Platz eingenommen hat.

50 Jahre Jüngsten- und Regattaabteilung, das Blaue Band für die Yachtschule und Schulungsgruppe und die Mittelmeerreise des Flaggschiffes „Arndt“ sorgten für Gesprächsstoff bei Uli Münker und Christian Tinnemeier (beide Faber & Münker), René Schwall (olympische Bronzemedaille 2000 vor Sydney/Australien), Thorsten Schmidt (Kieler Institut für Trainingstherapie am UKSH), Bettina Poullain (Tochter des verstorbenen einstigen KYC-Gönners Berthold Beitz und einst erste Frau im Haspa-Vorstand), Klaus-Peter Boock (Vorsitzender Sporthafen GmbH und aktiver Teilnehmer an der ORC-WM), Simone Fulda (CAU-Präsidentin) und den ehemaligen KYC-Vorsitzenden Lothar Jenne und Carsten Krage.

Hausherr Ulrich Wachholtz im Gespräch mit Andreas Christiansen (ehemaliger NRV-Vorsitzender) sowie Leena und Karsten Krage (ehemaliger KYC-Vorsitzender).

Wenn Oliver Schwall vor Ort ist, ist das Thema Segel-Bundesliga gesetzt. Gemeinsam mit den Hausherren Ulf und Ulli Wachholtz sowie dem Kieler Tourismuschef Uwe Wanger tauschte er sich auch aus über das nächste Ocean Race, das 2027 gestartet wird. Kiel will nach dem Fly-By 2023 als Stopover-Hafen dabeisein.

Das Thema Sondervermögen ist seit dem Karlsruher Urteil auch allgegenwärtig, wenn sich Vertreter aus der Politik treffen, der Nationalpark Ostsee und der Jahrhundertsturm sorgten jedoch im Kreise der Segler für genügend alternativen Gesprächsstoff bei Christian Zierau, Stadtrat für Finanzen, Personal Ordnung und Feuerwehr der Landeshauptstadt Kiel, Christina Musculus-Stahnke, stellvertretende Fraktionsvorsitzende FDP und Pascal Schmidt, stellvertretender Fraktionsvorsitzender SSW.

Der abschließende Sonderapplaus galt KYC-Geschäftsführerin Martje Uecker, die den Abend perfekt organisiert und bis zum Einlass in den festlichen Kaisersaal die Sitzordnung aktualisiert hatte. (Hermann Hell)