Rund 200 Gäste kamen zum Regattaessen des KYC in den Kaisersaal. Foto: Christian Beeck

Umwelt, Sport und Politik im Fokus

Traditionell und doch anders: Das Regattaessen des Kieler Yacht-Clubs anlässlich der Kieler Woche ist seit Jahrzehnten ein gesellschaftlicher Höhepunkt der Veranstaltung. So auch in diesem Jahr. Dennoch war einiges neu: Der Termin im Rahmen der Kieler Woche wurde aufgrund der umgestalteten Klassenverteilung – erst olympisch, dann international – von Donnerstag auf Dienstag vorgezogen. Neben der Würdigung des Ehrenamtes und den Gesprächen mit den zahlreichen Ehrengästen, Vertretern der Partner, Förderer und Sponsoren ging es neben dem Leistungssport auch um das Thema Umweltschutz, zu dem die bekennende Umweltschützerin und Seglerin Emily Penn als prominente Referentin eingeladen war. Vor über 200 Gästen im maximal belegten Kaisersaal des KYC (es gab sogar eine Warteliste) nahm sie die Anwesenden in ihrem Vortrag mit auf eine Reise über die Ozeane der Welt und dokumentierte deren Bedrohung mit aufrüttelnden Fotos.

Das Wetter passte beim Regatta-Essen, so dass in der Abendsonne der rege Informationsaustausch auf dem Vorplatz und der Terrasse anfing. Foto: Christian Beeck
Das Wetter passte beim Regatta-Essen, so dass in der Abendsonne der rege Informationsaustausch auf dem Vorplatz und der Terrasse anfing. Foto: Christian Beeck

Seit 2018 sind Mercator Ocean International und Copernicus Marine Service Sponsoren der „Emily Penn Round the World eXXpeditions“ mit Sitz in London. Penn ist Fürsprecherin der Meere und Seglerin zugleich und hat zwölf Segelexpeditionen über die Weltmeere einschließlich der Atlantik- und Pazifikwirbel organisiert. Ziel der eXXpeditions ist es, Nachweise für die Verschmutzung der Meere durch Plastik und Umweltgifte zu sammeln und das öffentliche Bewusstsein für diese Bedrohung zu schärfen. 2014 startete Pen erstmals eine Segelexpedition ausschließlich mit Frauen. Die „eXXpedition“ von 2019/2020 führte dann rund um die Welt durch vier Meereswirbel und die Arktis. Auf der über 38.000 Kilometer langen Reise sammelte eine Mannschaft von 300 Frauen umfangreiches Material zum Nachweis der Verschmutzung der Meere durch Plastik, das in Form von Mikroplastik über den Fisch bis in den menschlichen Körper gelangt. Neben den Expeditionen hat Penn ein weltweites Netzwerk von Frauen aus unterschiedlichsten Disziplinen aufgebaut, um Beiträge zu wissenschaftlichen Studien auf Weltklasse-Niveau leisten können, Lösungen zu erkunden und ihr einzigartiges Wissen dazu zu nutzen, das Problem von verschiedenen Seiten aus anzugehen. Penns Botschaft: Es gibt nicht die eine Lösung sondern viele Lösungsansätze. (Mehr Informationen unter: www.emilypenn.com; www.shift.how)

Dirk Ramhorst mit Kristina Herbst, Emily Penn und Kristin Recke (v.l.). Foto: Christian Beeck
Dirk Ramhorst mit Kristina Herbst, Emily Penn und Kristin Recke (v.l.). Foto: Christian Beeck

Das Thema Umweltschutz und Nachhaltigkeit zog sich anschließend durch alle Reden im Rahmen des Regattaessens, zu denen der Vorsitzende des Kieler Yacht-Club, Hauke Berndt, zahlreiche Gäste aus Politik, Wirtschaft und Sport begrüßen konnte. Unter ihnen waren viele Partner, Förderer und Sponsoren der Kieler Woche, darunter Philipp Noack und Martin Drexler (beide Audi AG), Michael Degen (boot Düsseldorf), Konsul Götz Bormann (Vorsitz Förde Sparkasse), Daniel Rothoeft (Vorstand Sebamed), Uwe Stein (Geschäftsführer Dimension-Polyant), Andrea Hoeppner (Agentur Hoeppner), Kirsten Conradi und Daniel Hoth (beide Louisenlund), Anna Fender und Katrin Weichbrodt (beide Visa) sowie Rainer Schepull (Spielbank).

Der Vorsitzende der Sporthafen GmbH, Klaus-Peter Boock, Geschäftsführer Philipp Mühlenhardt sowie Frank Ehlers (Müllverbrennung Kiel/Partner bei der YES), Ulf Wachholtz, Eigner des KYC-Hotels und -Restaurants, sowie Ursula Gather, Vorsitzende der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, erweiterten den illustren Kreis der Gäste aus Wirtschaft sowie Freunden und Unterstützern der Kieler Woche und des Kieler Yacht-Clubs.

Auch die Politik war hochkarätig vertreten mit Landtagspräsidentin Kristina Herbst, Kiels frisch gewählter Stadtpräsidentin Bettina Aust, Oberbürgermeister Ulf Kämpfer, Stadtrat Gerwin Stöcken, Eckhard Jacobs, Referatsleitung Sport im Ministerium für Inneres, Kommunales, Wohnen und Sport, sowie Philipp Dornberger, Leitung Kieler-Woche-Büro.

Die höchste Repräsentantin des deutschen Segelsports, DSV-Präsidentin Mona Küppers, der Stellvertretende Vorsitzende des DSV (Bereich Fahrtensegeln), Clemens Fackeldey, DSV-Generalsekretär Germar Brockmeyer und Sportdirektorin Nadine Stegenwalner vertraten den Deutschen Segler-Verband.

Angeregte Gespräche über die Zukunft des Segelsports in Kiel Sailing City führten Uwe Wanger, Chef Kiel-Marketing, Oliver Schwall, Segel-Bundesliga, Martje Uecker, KYC-Geschäftsführerin, Petra Homeyer, Internatsleiterin Olympia-Stützpunkt Hamburg/Kiel, Kiwo-Organisationsleiter und DSV-Vizepräsident (Leistungssport) Dirk Ramhorst, sowie POS-Chef Sven Christensen und dessen rechte Hand Tim Häuslein samt Team.

Das Offshore-Segeln und die ORC-WM vor Kiel im August dürften ein Schwerpunktthema in den Gesprächen zwischen Flottenadmiral Sascha Helge Rackwitz, Fregattenkapitän Jan Doberstein, Eckhard von der Mosel und Eckart Reinke (beide KYC) sowie Wolfgang Schäfer („Struntje“-Eigner und erfolgreicher Seesegler) gewesen sein.

Gern gesehener Gast bei Regattaessen ist stets auch Segelfachmann, Gönner und Seesegler Felix Scheder-Bieschin (93/ NRV, Hamburgischen Vereins Seefahrt). Zusammen mit den ehemaligen KYC-Vorsitzenden Lothar Jenne und Carsten Krage sowie der ehemaligen Kieler Oberbürgermeisterin Angelika Volquartz wurde auch ein wenig in Themen aus der Vergangenheit geschwelgt.

Für viel Fachwissen an diesem Abend sorgten auch Pinar Coscuner Genc (Türkei), Principal Race Officer der Olympischen Segelwettbewerbe 2024 und der Kieler Woche, sowie ihr deutscher Kollege und Local-PRO Fabian Bach (Immenstaad), der 2016 bei den Olympischen Segelwettkämpfen in Brasilien Mitglied des Wettfahrtkomitees war, sowie zahlreiche Wettfahrtleiter, Jury-Mitglieder, Scorer Ole Franzen (LYC), Christian Tinnemeier und Ulrich Münker (beide Segelmacher und aktive Segler) und Thorsten Schmidt, Leiter des Universitären Cancer Center Schleswig-Holstein (UCCSH), der das Segeln im KYC erlernte.

Thema Kiel und Segeln: Oliver Schwall (Segel-Bunsdesliga), Olympi-Silbermedaillen-Gewinner René Schwall und der KYC-Hotel-Eigentümer Ulf Wachholtz (v.l). Foto: Christian Beeck
Thema Kiel und Segeln: Oliver Schwall (Segel-Bunsdesliga), Olympi-Bronzemedaillen-Gewinner René Schwall und der KYC-Hotel-Eigentümer Ulf Wachholtz (v.l). Foto: Christian Beeck

Unter den Gästen waren auch Vertreter der die Kieler Woche mitveranstaltenden Vereine NRV (Kommodore Gunter Persiehl, Alexander Graf zu Schleswig-Holstein, Martin Borkmann) und VSaW, dessen Vertreter Robert Niemczewski als Wettfahrtleiter noch bis 21 Uhr in Schilksee im Einsatz war. Auch zahlreiche befreundete Vereine hatten Vertreter geschickt, darunter FSC-Vorsitzender Jochen Frank, SCE-Vorsitzender Werner Trapp, der Kommodore des YC Gode Wind, Dietrich A. Popkowitz, Michael Rapp, Vorsitzender SKWB, Karin Fehlau (Trans Ocean), Atze Lehmann (DHH), Lars Mücke (1. Vorsitzender SV Kiel) und Joachim Ostertag (1. Vorsitzender Schilkseer YC). Von den Landesseglerverbänden waren neben dem Ehrenvorsitzenden Harald Harmstorf auch Schleswig-Holsteins Ehrenpräsident Wolfgang Greve und Volker Scheel (SVSH-Vorstand, Leistungssport) dabei.

René Schwall (Tornado-Bronzemedaillengewinner 2000 vor Sydney/Australien) konnte den anwesenden Kieler-Woche-Aktiven sicherlich einige Tipps geben – unter ihnen Laura Schewe (KYC/ILCA 6), Linov Scheel (49er/DSV-Perspektiv-Kader) sowie Maru Scheel/Freya Feilcke (Kieler YC im 49er FX), die am nächsten Tag im Medal Race wieder an den Start gingen und sich mit Platz zwei im Finalrennen Silber sicherten. Der Nacra-Bronzemedaillen-Gewinner von Tokio, Paul Kohlhoff, der mit seinem einjährigen Sohn und seiner Mutter Thea Kohlhoff (Delius Klasing Verlag) vor Ort war, während Vorschoterin Alica Stuhlemmer wegen leichter Knieprobleme beim Physiotherapeuten behandelt wurde, legte noch einen drauf: Die deutsche Olympia-Hoffnung für Paris/Marseille (Frankreich) gewann das Finalrennen am nächsten Tag und sicherte sich so im Endspurt Platz zwei der Gesamtwertung. Und während einige der Aktiven sich vor den Abschlussrennen zum Regattaessen im Kaisersaal trafen, drehte Ausnahmesegler Ole Schweckendiek noch die letzte Runde auf der Regattabahn – die ILCA 7 absolvierten eine Spätschicht.

Auch die Presse war stark vertreten: KN-Chefredakteurin Stefanie Gollasch, Kristin Recke (Moderatorin unter anderem bei der boot und beim Ostsee-Report/NDR), Yacht-Chefredakteur Martin Hager, Lasse Johannsen und Thea Kohlhoff vom Medienpartner Yacht sowie Delius Klasing CEO Nils Oberschelp und Hermann Hell, langjähriger Pressesprecher der Kieler-Woche-Regatten und Herausgeber der Segler-Zeitung, genossen den angenehmen Ausklang eines langen Arbeitstages.

Kristina Herbst, Landtagspräsidentin und Schirmherrin des Regatta-Essens, dankte allen Ehrenamtlichen für deren Einsatz, ohne den die weltoffene Kieler Woche nicht möglich sei. Dabei nehme die Kieler Woche nicht nur im Segelsport eine Vorreiterrolle ein. Nachhaltigkeit und Umweltschutz seien schon lange im Fokus der Kieler Woche, die von Sailors for Sea mit einmal Gold und zweimal Platin ausgezeichnet worden sei und die Jahr für Jahr immer nachhaltiger werde, so die Politikerin.

Kiels frisch gewählte Stadtpräsidentin Bettina Aust danke dem KYC für seinen Einsatz für Kiel.Sailing.City. Die Kieler Woche sei das Markenzeichen der Landeshauptstadt und trage den Namen in die Welt.

Eine Notiz am Rande: Am Tag des Regattaessens gab Schleswig-Holsteins Umweltminister Tobias Goldschmidt zum umstrittenen Thema Nationalpark Ostsee Entwarnung für die Tourismus-Branche. Es gebe kein Strandverbot, und es solle auch kein Segelverbot in stark geschützten Kernzonen geben, wurde Goldschmidt in den Kieler Nachrichten zitiert. Doch die Skepsis bleibt – Tenor unter den Gästen des Abends: Wenn ein Nationalpark erst einmal besteht, kann es leicht zu Nachjustierungen kommen. Und zudem sei die Effektivität eines Nationalparks noch gar nicht sicher. Vor diesem Hintergrund gab es dann auch großen Applaus für Hauke Berndt als er im Rahmen des Regattaessens betonte: Umweltschutz und Nachhaltigkeit ja – Nationalpark Ostsee nein. (hel)