Mit brutaler Gewalt rollte der Orkan über Stunden gegen die schleswig-holsteinische Ostsee an und zerstörte zahlreiche Yachten, richtete Schäden an den Hafenanlagen an.

Ein Orkan bisher unbekannten Ausmaßes

Einer der heftigsten Ostsee-Orkane hat in der Nacht vom 20. auf den 21. Oktober große Teile der Küsten in Schleswig-Holstein verwüstet und in den Sportboothäfen für verheerende Schäden gesorgt. Das Hochwasser erreichte Höhen, wie sie in den vergangenen 100 Jahren nicht mehr verzeichnet worden waren. In Flensburg ging der Pegel auf 2,27 m. Das bisherige Hochwasser von 1904 wurde mit 2,23 m beziffert. Auch der Wind erreichte Höchststände. Am Kieler Leuchtturm wurden Spitzenwerte von 71 Knoten aus Ost gemessen. In den Häfen von Heiligenhafen bis in die Flensburger Förde sanken zahlreiche Yachten. Die Versicherer gehen von Hunderten Schadensfällen aus. Im gesamten Land entstand an der Infrastruktur der Häfen und den Booten ein Schaden in dreistelliger Millionenhöhe.

Der Orkan kam nicht überraschend, Tage vorher war auf die Gefahr hingewiesen worden. Doch die Stärke des Sturms und die Höhe des Hochwassers übertraf alle Prognosen beträchtlich. Damit waren viele Yachten in den Häfen nicht mehr zu halten. Während einige Schadensfälle auf schlecht gesicherte Yachten zurückzuführen waren, da viele Eigner gerade im Urlaub waren, einige wohl auch zu unvorsichtig agierten, hatten viele an den Vortagen des Sturms noch versucht, ihre Boote zu sichern. Bis in die Dunkelheit des 20. Oktobers versuchten Hafenmitarbeiter und Eigner letzte Sicherungsmaßnahmen zu ergreifen, bis die Situation zu gefährlich wurde.

Doch gegen die Gewalt des Sturms reichten vielfach auch die besten Sicherungsmaßnahmen nicht aus. Mit dem Hochwasser, das selbst über die Hafenmolen sprang, und unter dem Druck des Sturms rutschten Festmacher über die Pfähle, rissen Klampen aus Booten und Stegen, zerfetzten Festmacher. Aus den Stegen wurden Bohlen gerissen, Yachten wurden aufs Land getrieben oder unter Wasser gedrückt. Die Schadensregulierer der Versicherungen nahmen die Schäden noch am Sonnabend in Blick. Es dürften im gesamten Land wohl rund 100 Yachten sein, die untergegangen sind. Viele weitere werden durch Rumpfschäden und gebrochene Riggs als Totalverlust gelten. Um die Aufräumarbeiten und den Wiederaufbau der Häfen, aber auch der Promenaden, Strände und Küsten angehen zu können, haben die Städte und Gemeinden schon beim Land Schleswig-Holstein um Hilfe nachgefragt. Die Landesregierung hat schon entsprechende Bereitschaft signalisiert.